Horizont…
Also manche Erfahrungen haben ja wirklich mehr Vorteile als man sich im Vorhinein vorstellt. Dieses Praktikum z.B. bringt zeitweise unerwarteten Mehrwert in mein Leben 😉 . Und heute war mal wieder so ein Moment…
Ich arbeite zu 90% an ein und demselben Projekt seit einem Monat, und das auch die ganze Zeit mit Claw zusammen. Die Aufgaben sind recht breit gefächert, wobei anfangs mehr Augenmerk auf dem gestalten lag, und jetzt eine neue konzeptionelle Phase begonnen hat. Durch diesen „neuen“ konzeptionellen Part haben wir das Glück ein wenig abseits der anderen arbeiten zu dürfen. Anstatt in unseren Cubicles (nein, das Bild ist NICHT mein Büro 😉 ) gefangen zu sein hängen wir den ganzen Tag in einem Konferenzraum ab und versuchen dort unsere Kreativität (und gleichzeitig das Projekt) voran zu treiben…wenn wir uns nicht gerade zwischen Whiteboards, Post-Its oder anderen Brainstorming-Werkzeugen verstecken kreisen die Gespräche häufig über die vorherschenden Arbeitsbedingungen bzw. Vorstellungen.
Claw – seines Zeichens fast fertig studierter Interaction Designer – ist doch eher ein „kreativer Kopf“, und dementsprechend sieht auch seine Arbeitsweise aus…Ich konnte mit dem Begriff des Interaction Designer anfangs wohl genauso wenig verbinden wie er mit meinem Lebenslauf, und wieder in einer Design-Abteilung gelandet zu sein hat bei mir auch nicht gerade Freudenschreie ausgelöst…Durch den recht interessanten Wandel des Projektes haben sich aber auch die Arbeitsvorgänge ziemlich verändert, und so langsam entdecken wir, dass wir doch nen großen gemeinsamen Nenner haben.
Irgendwie wollen wir beide nicht den ganzen Tag in Illustrator irgendwelche Screen zusammen kloppen (und ich dachte IA-Designer machen sowas 😉 ?! ), sondern mehr an dem „gedanklichen Background“ arbeiten. Es werden den ganzen Tag Fragen nach dem Wie, Warum, Weshalb etc. gestellt, Mindmaps und andere (neue!) Techniken zur Ideenfindung angewand und am Ende des Tages hat man dann nen ganzen Wust voller Wörter den man dann (wahscheinlich am nächsten Tag 😉 ) versucht zu strukturieren…Das läuft jetzt schon seit einigen Tagen so, und ich muss sagen dass ich mich mit dieser Art zu arbeiten (mehr oder weniger) anfreunden kann…Es ist wirklich genau das Gegenteil von „8 Stunden am Schreibtisch sitzen und auf seinen Bildschirm starren“ – und deshalb auch ziemlich das Gegenteil von „Siemens-Konformität“. In so einem großen Unternehmen was zum Großteil von Ingenieuren bestimmt wird passt diese Arbeitsweise nicht recht ins Bild. Das durften wir auch gleich feststellen, nachdem der Hausmeister uns aufgefordert hat die Post-Its vom Fenster zu nehmen, da sich wohl irgend jemand beschwert hätte…Bei sowas frage ich mich wirklich wer sich da wieder gestört gefühlt hat, als er vom Parkplatz ein paar farbige Papierdinger an dem Fenster hat kleben sehen…Gut, sich den ganzen Tag zu „unterhalten“ oder auch mal 5min nur aus dem Fenster zu gucken sieht wirklich (für Außenstehende) nicht nach Arbeit aus, wenn man am Ende des Tages dadurch aber ne komplett neue Strategie für ****** (pssst, confidential 😉 ) entworfen hat – dann ist das schon ne tolle Sache (und bestimmt auch produktiver als den ganzen Tag „konform“ am PC zu setzen aber dabei nur auf Amazon & Co. rumzusurfen…).
Von diesem Kreativ-Design-Schnickschnack wollte ich mich eigentlich berufstechnisch wegorientieren (oder hatte ich schon getan 😉 ), jedoch erkenne ich nun dass Design mehr ist das komplette Adobe-Paket zu beherrschen 😉 . Im Endeffekt geht es um Ideenfindung, Strategien, Konzepte, Abläufe & Co. und diese lassen sich in einer kreativeren Umgebung wirklich besser erarbeiten als am grauen Schreibtisch alleine vor seinem (Windows)-PC 😉 . Ich weiß nicht ob dies als eine Art „Beratung“ angesehen wird, aber laut Claw gibt es Firmen die sich tagtäglich mit solch einer Art von „Problemlösung“ auseinandersetzen…“Thinktanks“ heißt diese Branche wohl, ein konkreter Name ist wohl Ideo. Als Paradebeispiel wird natürlich auch immer Google heran gezogen, mit einer wirklich arbeitsfreundlichen Atmosphäre und Raum (und Zeit) für Ideen. Ist meiner Meinung nach ein interessanter Aspekt, vor allem für mich relativ neu und (wahrscheinlich) ein wenig abgegrenzt zur typischen (IT-, Kommunikations-, Whatever-)Unternehmensberatung. Ich freue mich neue Perspektiven bzw. Blickwinkel zu erhalten – von Menschen die Wissen bzw. Erfahrung auf nem komplett anderen Gebiet haben (Vitorio, der andere Intern ist auch so jemand der sich gerade Gedanken über seine Jobzukunft macht). Ich für meinen Teil hatte mir zwar schon über die thematische Richtung Gedanken gemacht, jedoch nicht über die Art und Weise, oder die Bedingungen, oder den „täglichen Ablauf“ der da vorherschen soll…der Aspekt, dass das typische Arbeitsbild für „unse Generation bzw. unsere Kompetenzen“ sich wandelt und nicht mehr von 8+X Stunden Schreibtischarbeit beherrscht wird ist ein interessanter Gedanke den ich mal „in Mind keepen“ werde 😉 . Für mich war es immer ein dubioser Gedanke sich auf die „Räumlichkeiten und Annehmlichkeiten“ zu freuen in denen man arbeitet – dabei verbringt man realistisch betrachtet doch wirklich die meiste Zeit seines Tages dort…komisch dass ich da selber noch so eine „altbackene oder spießige“ Ansicht hatte…
Irgendwelche Meinungen von euch da draussen zu dem Thema?!
So, ich könnte darüber noch weiter philosophieren – leider ruft mein Bett da ich sonst zum morgentlichen Joggen nicht aus dem selbigen kommen werde 😉 .
In diesem Sinne, „Free your mind“, adé, bye bye & cu l8ter
G
P.S. Liebe Eltern, tut mir leid dass aus mir kein Bankkauffmann geworden ist – dann hättet ihr zumindest keine Probleme zu erklären was ich überhaupt den ganzen Tag so mache 😀 .