Gay or European?
Leider konnte ich am Freitag auch nicht so lange schlafen wie ich es gerne gehabt hätte, da ich schon früher bei der Arbeit sein musste. Claw und ich wollten Prabhu & Katrin zum Flughafen fahren, und durften deshalb schon um 4 Siemens den verdienten Wochenend-Rücken kehren. Da Siemens das mit den Arbeitsstunden wohl recht genau nimmt, mussten wir die zwei Stunden morgens schon vorabeiten 🙁 .
Dank unserer genialen Planung waren Claw und ich nach dem Flughafen-Abstecher für alles bereit. Es war Freitag, es war Halloween, und wir waren sehr „close to NY“. Die anstehende Halloween-Parade konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, da kam uns der Flughafen-Shuttledienst für Prabhu gerade recht. Wir hatten eigentlich vor gehabt in Newark ein Motelzimmer zu suchen damit wir nicht nachts den Weg nach Princeton antreten mussten, aber nach einem Blick ins Portomonaie haben wir uns dann doch für die günstigere Alternative entschieden. D.h. Auto in Newark abgestellt und für 2$ mit dem Path (so ne Art S-Bahn) in ner viertel Stunde rein ins „Vergnügen“.
Die Stadt war schon gerammelt voll (welch Überraschung 😉 ), und wir haben uns mit ca. 8$ das beschisstenste Kostüm gekauft was überhaupt zu finden war…eigentlich war es nicht mal ein Kostüm sondern eher n paar Einzelteile zu ner Story zusammengestrickt – aber Hauptsache man hatte was schlagfertiges zu erzählen 😉 . Claw war der Time-Stopper-Man (Ne Plastik-Uhr und ne Maske auf), und ich war einfach nur der „Man with a mask glowing stuff in my face“. Klingt blöd? War es auch! Der tolle „glowing stuff“ hat leider garnicht geleuchtet, deswegen musste ich meine Story dann in „man with a mask and white powder in my face“ umwandeln – war aber nicht wirklich dramatisch :-D. Ich erspare euch mal die Fotos – das sieht wirklich zu dämlich aus…
Gut, die Stadt war schon gerammelt voll, wir wollten dann n schönes Plätzchen für die Parade finden. Das war leider nicht möglich, alles war schon abgesperrt und überhaupt waren wir nach unserer Kostümsuche schon recht knapp mit der Zeit. Wir haben uns dann irgendwo reingequetscht – und diese Entscheidung war definitiv falsch! Alles war mit Drängel-Gittern abgesperrt, zu viele Menschen, es kam mir vor wie bei nem Sepultura-Konzert in der ersten Reihe…Alle blökten und schubsten rum, da war nicht viel mit „schön die Parade anschauen“…wäre alles nicht so schlimm gewesen – in etwa zu vergleichen mit dem Kölner Karneval – nur OHNE ALKOHOL…da es bei den tollen Amis verboten ist auf der Strasse zu trinken und es noch nicht mal Kamelle gab hatten wir dann nach ca. 45min im Menschen-Sandwich keine Lust mehr…da kam es wie gerufen dass irgendwelche Deppen sich mit den Cops anlegten, das Gitter aufbrachen und endlich alle Leute wie eine Viehherde in die Freiheit entlassen wurden. Die Parade hatte ich mir zwar anders vorgestellt, aber danach hatten wir wirklich keine Lust mehr auf nen weiteren Versuch. Auf der erreichten Weide trafen wir dann auf 2 Au-Pairs mit denen wir kurzzeitig ein wenig durch NY zogen. Für Claw und mich war es dann langsam an der Zeit nen Club zu suchen, und das ging sogar schneller als erwartet. Obwohl wir keinen Namen, Strasse oder sonst was wussten sind wir einfach mal losgestiefelt und relativ schnell fündig geworden. Das Pasha war für uns zumindest ein Begriff, aber nach der freundlichen 50$-Eintritt-Information auch ganz schnell wieder vergessen. Wir hatten dann Glück bei nem Landen namens Espace der sogar besser war als erwartet. „Nur“ 20$ Eintritt war ein Schnäppchen, aber die 5$ Garderobe sowie ca. 15$ für nen Gimmel Vodka-Redbull brachte uns nach 3 Minuten Aufenthalt dann wieder in die normale NewYorker Preisklasse…
Trotzdem, der Laden war in ganz nett – und überhaupt die Tatsache Halloween in NY in nem Club zu sein war schon großes Kino (ist nicht ganz eine Liga mit der LMH, Roonburg, Ding & Co 😉 )…wir hatten natürlich mit Abstand das dämlichste Kostüm, aber das störte uns nicht weiter…als ich mich auf der Tanzfläche so umguckte ist mir aber dann nochmals ein Licht aufgegangen…Wir waren so ziemlich die einzigen Typen zwischen mehr oder minder betrunkenen Barbies – und da viel mir ein was mein Chef mir mal über die Amis erzählt hatte. Hier ist die „Rollenverteilung“ noch ein wenig ausgeprägter als bei uns, und es scheint für nen Typen ziemlich untypisch zu sein zu tanzen (zumindest wenn er nicht total blau ist 😉 ). Überhaupt muss man hier als Mann am besten nen PickUp fahren, Football spielen und blöde Anmachsprüche reißen. Falls jemand nicht in dieses Bild passt gibt es hier die Frage „Is he gay or european?“. Ich bekam das an dem Abend zwar nicht zu hören, aber ich denke es ist (mal wieder) aufgefallen dass wir doch nicht aus NY kamen 😉 . Mal so am Rande: Selbst Prabhu und Claw finden es komisch dass ich lieber Tischtennis als Basketball spiele, auf den Toaster gehe und keine Horrorfilme gucke…andere Länder – andere Sitten, aber dieses „typisch Mann“-Bild geht mir ja in Deutschland schon ziemlich auf die Eier…
OK, weiter im Text…ansonsten war es eigentlich recht „normal“…die selbe Musik wie in Kölle, gemischtes Publikum, und auch sonst ist nicht weiter besonderes passiert. Als um ca. halb drei unsere finanziellen Rücklagen aufgebraucht waren haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht. Nach diversen Bahn-Umsteige-Aktionen kamen wir dann irgendwann wieder in Newark am Auto an, und mussten „nur“ noch 30 Meilen nach Hause fahren…Gegen halb 6 hab ich dann endlich mein Bett gesehen…
Das wars dann…erstes Mal Party in NY – zugegeben, das ganze Bahn, Auto blabla ist ein wenig umständlich, aber immerhin noch „machbar“ (und dafür vom Transport wirklich günstig). Früher ist man auch 90min mit Zug & Bahn nach Kölle gefahen und hat sich nicht beschwert 😀 .